Geschichte

Aus der „Not“ eine Tugend gemacht

Seinen Ursprung hatte das spätere „Rohrbronner Bädle“ in den 30er Jahren, als es als Feuer­löschteich angelegt wurde. Obwohl es sich eigentlich nur um eine Erdgrube handelte, durch die eine natürliche Quelle floß, wurde es von den Menschen schon damals als Schwimmbad be­nutzt. Ältere Rohrbronner berichten, daß sie in dem leicht schlammigen Wasser – in Gemein­schaft mit Fröschen und Kröten – geschwommen sind, und sehr froh darüber waren, da es eine andere Bademöglichkeit nicht gab.

1949 wurde dann das Becken betoniert und mit Haltestange, Leiter und Nichtschwimmerabteil versehen, was die Badequalität immens erhöhte.

Vor allem in den 60er, 70er und 80er-Jahren traf sich die Jugend und manch Älterer im „Bädle“, und einige Generationen haben dort das Schwimmen erlernt. Manche Jugendliche verbrachten am Wochenende und in den Ferien den ganzen Tag auf der Liegewiese. Es wurde Karten ge­spielt, gelesen und gefaulenzt. Da die Sonne den ganzen Tag den Hügel mit dem Bädle erwär­men konnte, kletterte die Temperatur des ursprünglich kalten Quellwassers rasch. Des Nachts reinigte und kühlte das nachlaufende Wasser den See ein wenig. Zwischenzeitlich hieß es dann, dass das Schwimmbecken zu tief sein, und man einen geprüften Bademeister benötige. Darauf­hin wurde es von der Firma Oesterle mit Beton soweit aufgefüllt, daß man es wieder benutzen konnte.

Die Badeaufsicht wurde, zunächst ehrenamtlich, über mehrere Jahre hinweg von Frau Manz übernommen. Sie berichtet auch, dass die Gemeinde einen großzügigen finanziellen Beitrag leistete, als auf Initiative einiger Eltern der Schwimmbeckenboden renoviert werden sollte. Dieser war mittlerweile durch Kalkablagerung so rau, daß sich die Kinder beim Baden die Füße ver­letzten, und von Frau Manz mit Pflastern und tröstenden Worten versorgt werden mussten. Auch Umkleidekabinen und eine Dusche wurden in Eigeninitiative von Rohrbronner Eltern installiert. Frau Sinsel, die in den letzten Jahres des Badebetriebs die Badeaufsicht führte, berichtet, daß auch viele Erwachsene abends, nach der Arbeit, den Schlüssel bei ihr abgeholt hätten, um noch ein bisschen zu schwimmen. Auch während der Dorfhocketse sei oftmals nachts gebadet worden, wobei nicht immer der Schlüssel geholt wurde, sondern der Zaun, aufgrund fortgeschrittener Festtagslaune, etwas „zurechtgebogen“ wurde. Obwohl die Dorfgemeinschaft bis dahin immer Mittel und Wege gefunden hatte, dieses Bad unter gemeinschaftlichem Einsatz zu erhalten, wurde es 1988 wegen mangelhafter Wasserqualität geschlossen.

 Der Wille öffnet die Türen zum Erfolg (Louis Pasteur)

Zum großen Bedauern der Rohrbronner Bevölkerung blieb das Bädle nun einige Jahre nicht be­nutzbar, und man konnte nur noch von den Badefreuden vergangener Zeiten schwärmen. Der Wunsch aber, wieder ein eigenes kleines Freibad zu besitzen, führte schließlich im Jahre 1991 zur Gründung des „Fördervereins Rohrbronner Bädle“. Die alleinige Zielsetzung dieses Vereins ist die Wiedereröffnung und Erhaltung des Bädles. Bei Vereinsgründung waren folgende Perso­nen als Vorstands- und Ausschußmitglieder tätig:

Dieter Baumgärtner, Christian Bischoff, Udo Commans, Ulrich Dilger, Horst Heger, Ernst-Ludwig Klingelhöfer, Martin Lenz, Hans Matheis, Paloma Matheis, Martin Oesterle, Simone Riethmüller, später Rolf Bühler, Hubertus Grunewald, Kerstin Krüger-Baumgärtner, Bärbel Neuwirth und Die­ter Schraml.

Anfangs herrschte große Skepsis, ob das Ziel der Neueröffnung auch zu verwirklichen sei, aber durch das unermüdliche Engagement der Mitglieder wurde bald klar, daß ein gemeinschaftlicher starker Wille vorhanden war. Schon bald standen alle Vereine der Dorfgemeinschaft hinter dem Vorhaben, um durch finanziellen und persönlichen Einsatz einen Erfolg bei der Verwirklichung zu erzielen. Im Verein selbst fanden sich idealerweise auf allen Gebieten versierte und erfahrene Mitglieder zusammen, so daß man technisch bestens „gerüstet“ war. Um auch finanziell eine gute Grundlage zu schaffen, waren viele Veranstaltungen nötig, die der Verein, teils in Eigenre­gie, teils mit Unterstützung der anderen örtlichen Vereine leistete. So wurde der Bädlesverein zum „Spezialisten für Bewirtungen aller Art“.

Es fanden statt:

Theaterveranstaltungen, Straßenfeste, Hüttenfest, Dorfabende, Maibaumfeier, Musikveranstal­tungen, Fasching, sowie Bewirtung bei vielen verschiedenen anderen Gelegenheiten. Auch bei der alljährlich am ersten Augustwochenende stattfindenden Dorfhocketse halfen die Bädlesve­reinsmitglieder kräftig mit.

Man nahm Verhandlungen und Gespräche mit den Gemeindevertretern auf und bekam die Zu­sage eines einmaligen Zuschusses von 200.000,-- DM und eines zinslosen Darlehens von 20.000,-- DM von der Gemeinde. Der Rest der Kosten sei vom Verein und der Bürgerschaft auf­zubringen

Wer sein Ziel kennt, findet den Weg (LAOSTE)

Guten Mutes machte man sich an den Abriß der Außenanlagen, bis ein vorläufiger Baustopp seitens der Gemeinde alles in Frage zu stellen schien. Eine neue Kostenplanung ließ eine für den Verein nicht verkraftbare Finanzierungslücke entstehen. Der Bädleverein legte eine weitere Kostenaufstellung bei geänderten Beckenmaßen vor, die es dann möglich machte, an einen tat­sächlichen Baubeginn zu denken. Nachdem die Genehmigung durch den Gemeinderat erfolgt war, konnte im Juli 1995 der Spatenstich für das Betriebsgebäude getan werden.

Tatsächlicher Baubeginn war im August / September 1995 und man begann mit dem Aushub des Betriebsgebäudes. Hierfür, sowie für alle anderen Arbeiten stellte die Firma Oesterle sämtliche Maschinen und Werkzeuge zur Verfügung. Durch die überall in diesem Bereich vorhandenen Quellen kam es bei den Aushubarbeiten zu starkem Wassereintritt. Es wurde deshalb notwendig, das Gelände mittels Stahl-T-Trägern und Holzbalken abzustützen. Außerdem musste das auf­tretende Quellwasser ständig aus einem kurzfristig installierten Schacht abgepumpt werden. Der Bauablauf gestaltete sich durch den nassen und lehmigen Boden als recht beschwerlich, da­durch konnten in diesem Bereich aus Sicherheitsgründen auch nicht so viele Eigenleistungen wie vorgesehen, erbracht werden. Dann erfolgte der Abbruch des alten Beckens, es wurde verschalt und neu betoniert. Dabei brach über Nacht, durch starken Regen, an der Nordseite des Beckens ein Teil des Geländes ein und zerstörte dort die Bodeneinschaltung und die bereits eingebrachte Armierung. Im neu errichteten Betriebsgebäude wurde im Untergeschoß die komplette Wasser­technik installiert und im Erdgeschoß der Naßzellenbereich, sowie ein Aufenthaltsraum für die Badeaufsicht.

Die langen und extrem kalten Winter 1995/96 und 1996/97 haben die Bauzeit etwas verlängert, aber auch in dieser Zeit ist die Arbeit unverdrossen weitergegangen. Zum Abschluß wurden die Außenanlagen durch Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins bepflanzt. Während der Bauar­beiten wurden die Helfer von der Dorfbevölkerung mit Vesper versorgt. Insgesamt wurden für das Bädle 3.800 Arbeitsstunden geleistet.

Die Badesaison begann am 17. Mai 1997 und die offizielle Einweihung findet am 31. Mai und am 01. Juni 1997 statt. Somit ist das Ziel des Vereins erreicht worden, wobei die Aktivitäten keines­wegs aufhören. Als Betreiber des Bädles wird der Verein in Zukunft das Personal für die Bade­aufsicht stellen. Diese Aufgaben werden größtenteils von Vereinsmitgliedern übernommen. Um qualifizierte Badeaufsichten stellen zu können, bietet der Verein 1. Hilfe-Kurse in Zusammenar­beit mit dem Deutschen Roten Kreuz an, sowie eine Schulung der DLRG über die „Gefahren an und im Wasser“. Der Förderverein Rohrbronner Bädle hat zur Zeit (Januar 1997) 206 Mitglieder und freut sich über jede neue Mitgliedschaft

Die Erhaltung des Rohrbronner Bädles ist geglückt !

Nachdem wir auf unserem etwas holprigen Weg zum Ziel viele Höhen und Tiefen erlebt haben, können wir jetzt, nach einer Bauzeit von 1 ½ Jahren, die Wiedereröffnung des Rohrbronner Bädles vornehmen. Die Planungs- und Bauphase erforderte viel Einsatz und Durchhaltevermö­gen bei den Beteiligten, sowie deren Familienangehörigen, die positiv zu dem Projekt standen.

Viele Personen spendeten Geld, Material und Vesper, andere arbeiteten auf der Baustelle oder bei Veranstaltungen mit. Unzählige haben dazu beigetragen, den Bau des Bädles und dessen Finanzierung zu realisieren.

Der Förderverein Rohrbronner Bädle hat in Zukunft die Aufgabe, den Badebetrieb zu unterhalten. Dies umfasst die Badeaufsicht, die Instandhaltung des Gebäudes, der Außenanlagen, des Be­ckens und der Wassertechnik.

Um die laufenden Kosten des Badebetriebs abzudecken, benötigt der Verein weiterhin die Un­terstützung der Mitglieder.

Wir hoffen, daß unser Bädle mit dazu beiträgt, die vorhandene Dorfgemeinschaft bei Jung und Alt weiterhin aufrechtzuerhalten, und daß es in den Sommermonaten wieder zu einem Treffpunkt für fröhliche, erholsame Stunden wird.

Dieter Schraml, ehem.Vorsitzender

Grußwort zur Eröffnung des Rohrbronner Freibädles

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, verehrte Gäste,

mit der Einweihung und Wiedereröffnung des Rohrbronner Bädles feiern wir einen Erfolg bürger­schaftlichen Engagements und dörflichen Zusammengehörigkeitsgefühls. Nach der vom Ge­sundheitsamt verfügten Schließung des Bädles mitten in der Badesaison 1988 verdanken wir es dem Einsatz des Fördervereins Rohrbronner Bädle und der Spendenbegeisterung der Rohrbron­ner Bevölkerung, daß das Bädle nach 9-jähriger Schließung wieder dem Badebetrieb übergeben werden kann.

Namens des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung danke ich allen, die sich für die Ret­tung des Rohrbronner Freibades eingesetzt haben und gratuliere Ihnen zu diesem Erfolg.

Lange vor dem ersten Spatenstich Ende Juli 1995 wurde durch das Gemeindebauamt der Um­bau auf die vorgeschriebenen Standards geplant. 1991 wurde der Förderverein gegründet, mit dem ich den am 17.02.1992 vom Gemeinderat gebilligten Vertrag über die Bädlessanierung ab­schließen durfte. Im Mittelpunkt des Vertrages steht die Überlassung des Grundstücks an den Bädlesverein zur Nutzung und die Gewährung eines Baukostenzuschusses von 200.000,-- DM. Der Beschluß des Gemeinderates fiel in einer für den Bädlesverein günstigen Phase, da es um die Kommunalfinanzen damals äußerst gut bestellt war.

Nachdem die Jahre 1992 bis 1995 vor allem der Sammlung des erforderlichen Geldes und für einige Umplanungen gewidmet waren, stand von 1995 bis ins Frühjahr 1997 die Realisierung des ehrgeizigen Vorhabens an.

Remshalden darf nicht nur auf das Bädle selbst, sondern auch auf die Gemeinschaftsleistung der Bürgerinnen und Bürger, die sich im Förderverein Rohrbronner Bädle und der Interessengemein­schaft der Rohrbronner Vereine für dieses Projekt eingesetzt haben, stolz sein.

Dem Rohrbronner Bädle wünsche ich viele sonnige Sommer und viele glückliche Besucherinnen und Besucher.

 

Remshalden, im Frühjahr 1997

Andreas Spätgens, ehem. Bürgermeister